Zeit: Fr., 23. Mai 2025, 10:00-14.00h
Ort: Loos-Räume der Wienbibliothek, Bartensteingasse 9/5, 1. Stock, 1010 Wien
Organisation und Moderation: Johanna Gehmacher, Sarah Herbe und Katharina Prager
Wir bitten um Anmeldung zum Workshop per Mail an Evelyne Luef evelyne.luef@wien.gv.at bis zum 15. Mai 2025.
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Die forschungs- und sammlungspolitischen Fragen nach Repräsentation und Nichtrepräsentation spezifischer Gruppen – wie sie im 25. Workshop des Netzwerks Biografieforschung im Fokus standen – verweisen auch auf die Biograph*innen als Akteur*innen, die spezifisches Wissen erzeugen, Erinnerung aber auch Vergessen stiften und damit eine einflussreiche geschichtspolitische Position einnehmen. In den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erschienen mehrere englischsprachige Romane, deren Protagonisten (gescheiterte), fiktionale Biographen sind. In diesen Romanen, darunter Penelope Livelys According to Mark (1984), Julian Barnes’ Flaubert’s Parrot (1984) und A. S. Byatts The Biographer’s Tale (2000), wird die Rolle von Biograph*innen durchwegs kritisch gesehen und biographische Forschung teils als unmögliches Unterfangen präsentiert. Rezent hat Hernan Diaz in seinem Roman Trust (2023) gezeigt, wie unterschiedlich eine biographische Erzählung aussehen kann, je nachdem, wer sich die Deutungshoheit sichert oder auto/biographische Hinterlassenschaften verbirgt oder offenlegt.
Angeregt von diesen fiktionalen Biograph*innen und ihrem Tun, wollen wir im nächsten Workshop folgende Fragen zur Realität und Fiktion um diese Figur zur Diskussion stellen:
-- Wie werden in diesen und ähnlichen Romanen unterschiedlicher Epochen die Beziehung zwischen Werk, Autor*in und Biograph*in verhandelt?
-- Gibt es ähnliche, oder auch divergierende, Darstellungen von (fiktionalen) Biograph*innen in anderen Literaturen?
-- Wie wird die Rolle von Biograph*innen von der Öffentlichkeit wahrgenommen bzw. in welcher Form sind Biograph*innen im öffentlichen Diskurs präsent?
-- Wie interagieren Biograph*innen mit dem Markt, den Archiven und Bibliotheken und nicht zuletzt dem Kanon/kulturellen Gedächtnis, wenn sie auto/biographisches Material (oft vorerst privat) sichern, bewahren, übergeben oder möglicherweise auch vernichten?
-- Wie hat sich die (Selbst-) Darstellung von Biograph*innen im Laufe der Zeit verändert?
Ablauf
10:00 – 10:15 Uhr Begrüßung und Vorstellung
TEIL 1 Fiktionale Darstellungen von Biograph*innen
10:15 – 10.45 Uhr Sarah Herbe: Zur Darstellung von Biograph*innen in zeitgenössischen britischen Romanen
10:45 – 11.15 Uhr Lena Leßlhumer: A ‘Whole Life’ is Hard to Find: Ethische Überlegungen hinsichtlich der Kunst des biografischen Prozesses und dessen Darstellung in H. James‘ “The Aspern Papers” (1888)
sowie A. S. Byatts The Biographer’s Tale (2001)
11:15 – 12.00 Uhr Kaffeepause
TEIL 2 Biograph*innen als Akteur*innen
12.00 – 13.30 Uhr Diskussionsrunde, geleitet von Johanna Gehmacher und Katharina Prager - zu Begegnungen mit vorgängigen Biograf*innen anhand der Fragen:
* Wie wird die Rolle von Biograph*innen von der Öffentlichkeit wahrgenommen bzw. in welcher Form sind Biograph*innen im öffentlichen Diskurs präsent?
* Wie interagieren Biograph*innen mit dem Markt, den Archiven und Bibliotheken und nicht zuletzt dem Kanon/kulturellen Gedächtnis, wenn sie auto/biographisches Material (oft vorerst privat) sichern, bewahren, übergeben oder möglicherweise auch vernichten?
* Wie hat sich die (Selbst-) Darstellung von Biograph*innen im Laufe der Zeit verändert?
13.30 – 14.00 Uhr Ausblick
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen oder Kennenlernen,
mit herzlichen Grüßen,
Katharina Prager, Johanna Gehmacher, Sarah Herbe
Als vorbereitende Lektüre empfehlen wir "The Case Against Biography" von Michael Holroyd (1999; in Works on Paper: The Craft of Biography and Autobiography, Abacus 2002. Anfragen bitte an sarah.herbe@plus.ac.at).