Der nächste Workshop findet am 17. Mai 2024, 9:00 bis 13:30 Uhr, in den Loos-Räumen der Wienbibliothek im Rathaus (Bartensteingasse 9, 1. Stock, 1010 Wien) statt und wird von Johanna Gehmacher, Klara Löffler, Evelyne Luef und Katharina Prager organisiert und moderiert.
Sie ist beeindruckend, die Liste „Sixty Genres of Life Narratives“, die Sidonie Smith und Julia Watson in ihrem Klassiker „Reading Autobiography“ (2. Auflage, 2024 erscheint eine neue Auflage) aufstellen. Und doch bildet diese Liste nicht die Bandbreite dessen ab, welche vielfältigen Ausdrucksformen des Auto/Biografierens Menschen im Verlauf ihres Lebens entwickeln, praktizieren und immer wieder auch verändern. In der Forschungsarbeit fokussieren wir – den Prinzipien und Pragmatiken von Disziplinen folgend – auf bestimmte Quellen und damit auf spezifische Ausschnitte lebenslang aufgeschichteter Praktiken. Es wäre naiv zu denken, dass sich die Diskrepanz zwischen der vorstellbaren Gesamtheit biografischer Formen und den von uns tatsächlich thematisierten Praktiken auflösen ließe; dazu fehlen uns allenthalben die entsprechenden Quellen, die Zeitbudgets, allgemein die Mittel. Doch gilt es, diese Diskrepanz im Blick zu behalten, wollen wir nicht in Gefahr geraten, die von uns bearbeiteten Quellen und Materialien, deren Bedeutung und Stellenwert innerhalb der Erinnerungskulturen von einzelnen Personen wie auch von Gruppen falsch einzuschätzen.
Die offene Struktur der Workshops unseres Netzwerks bietet einen bewährten Rahmen für eine freimütige Auseinandersetzung mit Königswegen und Routinen, um damit den Radius gerade auch der eigenen Forschung zu hinterfragen und/oder auch zu erweitern. Jedes Forschungsvorhaben ist geprägt von Zufällen ebenso wie von Entscheidungen des Suchens und Findens und schließlich der Auswahl von Quellen und Materialien. Als Beiträge zu diesem zentralen Moment der Forschung können wir uns vielerlei vorstellen: Wir interessieren uns für Erfahrungen, Beobachtungen und Überlegungen zum Aussortieren, Fokussieren, Ergänzen, Kombinieren, aber auch Experimentieren im Umgang mit Quellen und Materialien – ob diese eher allgemein die Situation in einer Fachdisziplin diskutieren oder sich konkreter, etwa mit dem eigenen Arbeiten befassen.
Ablauf
9:00 – 9:30 Uhr
Klara Löffler: Radius – auto/biografischer Ausdrucksformen
9:30 – 10.15 Uhr
Brigitte Semanek: Familienfilme. Gemeinsame Arbeit am Projekt Erinnerung
10:15 – 11.00 Uhr
Iana Nikitenko: Radiobiographien. (Trans)nationale Erinnerungskulturen und Identitäten
nach 1945
11:00 – 11.30 Uhr Kaffeepause
11.30 – 12.15 Uhr
Sebastian Felten, Li Gerhalter, Verena Halsmayer: Haushaltsbücher. Individuelle
Aufschreibepraktiken zwischen Normierung und Idiosynkrasie
12.15 – 13.00 Uhr
Klara Löffler: Profile. Auto/Biografisches in zeitgenössischen Mediengebräuchen
13.00 – 13.30 Uhr Ausblick
Wir bitten um Anmeldung zum Workshop per Mail an Evelyne Luef evelyne.luef@wien.gv.at
bis zum 10. Mai 2024.