17. Workshop des Netzwerks Biographieforschung, reloaded: Theorie-Salon: Gibt es eine biographische Wende? - Alte und neue Konzepte in trans/disziplinären Kontexten

27.11.2020, DIGITAL

Biographische Zugriffe auf gegenwärtige und vergangene Gesellschaften haben in den letzten Jahrzehnten als heuristisches Instrument in vielen kulturwissenschaftlichen Fächern an Bedeutung gewonnen. Doch ist Biographie tatsächlich zu einem analytischen „Korrektiv“, zu einer neuen, kritischen Methodologie in den Humanities geworden, wie dies vor einiger Zeit ein programmatischer Sammelband unter dem Titel The Biographical Turn postulierte? Die anhaltende Konjunktur unterschiedlichster biographischer Thematisierungen wie theoretischer Reflexionen spricht dafür. Doch gerade die Vielfältigkeit der Erscheinungsformen des Biographischen lässt sich auch als Einwand gegen das Postulat einer biographischen Wende lesen. Denn die Biographie ebenso wie ihre theoretische Reflexion überschreitet nicht nur Grenzen zwischen Disziplinen, sie erfährt in den jeweiligen Forschungskontexten auch ganz unterschiedliche Konzeptualisierungen und Bewertungen. Ja selbst der Gegenstand ist nicht eindeutig: Was den einen eine Methode ist, ist den anderen ein Genre und wieder anderen eine Praxis, die es zu untersuchen gilt.

Das Netzwerk Biographieforschung bietet durch seine langjährige transdisziplinäre Kultur des Gesprächs und des Gedankenaustausches besonders gute Voraussetzungen um solch grundlegenden Fragen anhand ausgewählter Texte nachzugehen. Welche theoretisch- methodischen Ansätze leiten uns in unseren unterschiedlichen Disziplinen aktuell? Was verbindet uns über disziplinäre Grenzen hinweg, was trennt uns? Welche neuen oder bewährten Konzepte bestätigen, befeuern oder irritieren uns? Wie schon einmal vor einigen Jahren in einem Buchsalon zu Formen und Formaten biographischen Schreibens erprobt, wollen wir auch im geplanten Workshop wieder in einer offenen Gesprächsrunde ausgewählte Texte zur Diskussion stellen. In kurzen mündlichen Interventionen sollen theoretische Ansätze vorgestellt werden, die für die Einzelnen in der Reflexion ihrer Arbeit mit und zu biographischen Verfahren und Genres von besonderer Bedeutung sind. Über die Diskussion dieser Lektüren möchten wir uns der Frage nach der Vielfalt und Gemeinsamkeit der Konzepte des Biographischen nähern.

 

Modus: Wir laden alle am Netzwerk Biographieforschung Beteiligten und auch andere Interessierte herzlich dazu ein, einen Text zur Reflexion und Diskussion vorzuschlagen. Weniger an umfangreiche Monographien oder ganze Sammelbände ist hier gedacht, sondern an einzelne Aufsätze, die methodisch-theoretische Zugriffe eröffnen, oder auch an biographische Werke, in denen sich neue Konzeptualisierungen abzeichnen. Um unter den Bedingungen der digitalen Kommunikation die Debatte anzuregen, bitten wir Sie/Euch, aus der gewählten Publikation ein prägnantes oder provokantes Zitat vorzustellen und anhand dieses Zitates kurz zu erläutern, warum gerade dieser Text Ihr/Dein Interesse besonders angeregt hat. Um ausreichend Zeit für Diskussion und Debatte zu haben, bitten wir, die geplanten Interventionen auf 5 bis höchstens 10 Minuten zu beschränken. Anmeldungen und Vorschläge zum Theorie-Salon erbitten wir bis 5. November 2020. Wer einen Text einbringen will, ist gebeten, den Titel (inklusive der bibliographischen Informationen) einzusenden und einige Stichworte, ev. ein bis zwei Sätze dazu zu schreiben, warum dieser Aufsatz, dieses Buch ihr/ihm besonders diskutierenswert erscheint. Aus organisatorischen Gründen sind auch jene, die am 27. November mitdiskutieren, aber nicht selbst einen Text einbringen wollen, herzlich gebeten, uns ihr Interesse bis 5. November mitzuteilen.

 

Johanna Gehmacher, Julia Lajta-Novak, Klara Löffler und Katharina Prager