Freitag, 5. April 2019, 14-17:30 Uhr
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Seilerstätte 26
Auto|Biographien in Form von Mangas, Comics und Graphic Novels, aber auch in anderen Ausdrucksformen der Popularkultur, stellen aufgrund ihrer sprachlich-visuellen Verfasstheit besondere Herausforderungen an die Biographie-Forschung. Die sprachliche Ebene der Lebenserzählung wird nicht nur durch eine Bild-Ebene ergänzt, sondern ist gerade durch die Interdependenz von Sprech-akten und visueller Darstellung gekennzeichnet. Auf diese Weise erfährt die Lebenserzählung nicht nur eine Dramatisierung, sondern zugleich auch eine visuelle Konkretisierung sowie – möglicher-weise – eine weitere Ebene der (visuellen) Narrativierung. Ähnliche Fragestellungen dürften sich auch im Kontext von Prosa(auto)biographien ergeben, wenn die Bedeutung von Titelbildern und eingefügten Fotografien geklärt werden muss. Doch was wird in Mangas, Comics, Graphic Novels etc. auf visueller Ebene auto|biographisch zu sehen gegeben? Erhöht sich auf diese Weise der metafiktionale Anteil des auto|biographischen Narrativs? In welcher Relation stehen Text und Bild in auto|biographischen Mangas, Comics und Graphic Novels? Wie begünstigt oder dekonstruiert diese Intermedialität auto|biographische Narrative? Besondere Zuspitzung erhalten die Fragen in Mangas, Comic, Graphic Novels etc. über Künstlerinnen und Künstler, wenn zu der auto|biographischen Darstellung eine Visualisierung ihrer eigenen Kunst hinzutritt: Musik, Malerei, Autorschaft, Architektur etc. In welcher Form können Kunstprodukte, aber auch künstlerische Prozesse (z.B. Inspiration, Kunstproduktion etc.) zu sehen gegeben werden? Welche kunstästhetischen Narrative werden hier aufgerufen/de-konstruiert? Wie stehen Intermedialität und Intertextualität zueinander? Diesen Fragen will der Workshop zunächst theoretisch nachgehen: Wir schlagen vor, den Text von Thierry Groensteen (s.u.) als Ausgangspunkt zu nehmen, und werden ihn zunächst vor- und danach zur Diskussion stellen. Daran anschließend lassen sich konkrete Beispiele diskutieren: Alle sind herzlich eingeladen, eigene Beispiele (Mangas, Comics, Graphic Novels und andere multimodale bzw. intermediale Formate über Künstlerinnen oder Künstler), an denen sich die oben genannte Fragen exemplarisch erörtern lassen, mitzubringen und vorzustellen.
Akiko Yamada, Melanie Unseld (mdw) und Markus Oppolzer (Universität Salzburg)
Groensteen, Thierry: “Biographies of Famous Painters in Comics: What Becomes of the Paintings?”, ImageTexT, vol 9, no. 2, 2017, n. pag. Dept of English, University of Florida. 1 February 2019 (http://imagetext.english.ufl.edu/archives/v9_2/groensteen/)